Führung ist eine risikoreiche und spannungsgeladene Aufgabe. Sie sorgt für die produktive Zusammenarbeit aller Beteiligten und für die gemeinsame Ausrichtung aller Aktivität. Ein (fast) unmöglicher tagtäglicher Balanceakt.
Ein Unternehmen zum Erfolg führen heißt, Menschen erfolgreich führen.
Ganz platt gesprochen hat Führung „etwas“ mit Menschen zu tun – entweder mit sich selbst oder mit anderen Menschen. Und Führung erfolgt fast ausschließlich über Kommunikation. Viele Startup-Gründer, Unternehmer, Manager sind herausragende Visionäre, voller genialer Ideen und/oder technische Top-Experten. Um ein Unternehmen aufzubauen und erfolgreich zu wachsen müssen Visionen, Ideen, Wissen aber umgesetzt werden – und zwar gemeinsam mit und durch andere Menschen. Ein Unternehmen zum Erfolg führen heißt, sich und andere Menschen erfolgreich führen.
Alte Führungsmodell passen nicht mehr zu Startups
Führungstheorie und Rollenbilder gibt es dabei zuhauf. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie fast alle aus dem letzten Jahrhundert stammen und unter stabilen (Markt-)Bedingungen entstanden sind – Veränderungen waren die Ausnahme. Nicht nur unsere ökonomische Welt hat sich in den letzten 20 Jahren komplett verändert, ein Startup ist quasi ein Unternehmen im permanenten Veränderungs- und Transformationsprozess. Alte Führungsmodell greifen nicht mehr: Weder kann zum Beispiel die eigene Führungsrolle in einem hochspezialisierten Team über das eigene Wissen definiert werden (Führung über Expertise), noch über die Macht der Position, da Strukturen im Startup sich dauernd verändern und meist projektbasiert gearbeitet wird. Gerade in einem Startup sind die Herausforderungen an Führung und Führungskräfte enorm: gestern noch Visionär im Gründerteam, heute Leitung eines kleinen Teams von Mitarbeitern, morgen Geschäftsführung mit zweiter Managementebene.
Führung ist bestenfalls unsichtbar
Dabei ist Führung nichts heroisches oder nur für Personen mit Charisma(problem). Sie ähnelt – um einen Vergleich von Prof. Fritz B. Simon zu verwenden – „Hausfrauenarbeit“: erst wenn sie niemand mehr macht, bemerkt man sie. Führung braucht zwar Visionen, große Ziele, wohin sie sich ausrichten kann und sorgt für die wirkungsvolle Umsetzung der Ideen und Ziele. Führung ist aber im besten Falle unsichtbar. Als wertvolle Hilfe bei der täglichen Führungsarbeit können die Prämissen der Lösungsfokussierung dienen:
- Was nicht kaputt ist, muss auch nicht repariert werden. (If it isn’t broken, don’t fix it.)
- Mache mehr von dem, was funktioniert. (If it works, do more of it.)
- Wenn etwas nicht funktioniert – probiere etwas anderes aus. (If it is not working, do something different.)
- Kleine Schritte können zu großen Veränderungen führen. (Small steps can lead to big changes.)
Führen heißt Entscheidungen unter Unsicherheit treffen
Die zentrale Aufgabe von Führung ist, das Unternehmen handlungsfähig zu halten, indem Entscheidungen getroffen werden. Die Bedingungen, unter denen Entscheidungen getroffen werden, sind unberechenbar. Trotz aller vorgespielten Sicherheit durch Analyse der Vergangenheit und Prognose als Projektion in die Zukunft bleibt eines sicher: Die Zukunft ist und bleibt ungewiss! Und gerade wenn man als Startup technologischer Pionier ist oder einen neuen Markt erobert, gleicht jegliche Prognose Kaffeesatzleserei. Die Schlüsselfrage von Führung im Startup lautet, wie unter dieser „doppelten“ Unsicherheit Entscheidungen getroffen und wirksam umgesetzt werden können.
Ein spannungsreicher Balanceakt
Führung kann als interne Dienstleistung im Unternehmen verstanden werden, die dafür sorgt, dass alle Beteiligten produktiv zusammenarbeiten und die dabei permanent unterschiedliche Ansprüche und Bedürfnisse ausbalancieren muss. Führung sorgt dabei für die gemeinsame Ausrichtung aller Aktivitäten im Unternehmen. Da die Zukunft ungewiss ist – eine risikoreiche Aufgabe.